Autismus- Spektrum- Störungen sind gekennzeichnet durch qualitative Abweichungen in den wechselseitigen sozialen Interaktionen und Kommunikationsmustern und durch ein eingeschränktes, stereotypes, sich wiederholendes Repertoire an Interessen und Aktivitäten. Autismus spezifische therapeutische Interventionskonzepte sind umfassende psychoedukative und/oder lerntheoretisch orientierte Programme wie TEACCH (siehe 5.3) und die angewandte Verhaltensanalyse (Applied Behavior Analysis). Andere Therapieformen beinhalten kommunikationsfördernde Maßnahmen wie PECS (Picture Exchange Communication System siehe 7.5), Förderung sozialer Fertigkeiten im Einzel- und Gruppensetting, Therapien, die am Spielverhalten und/oder der Bindung und Beziehung ansetzen wie Floortime und Relationship Development Intervention (siehe 5.5, 5.4), Logopädie, Ergotherapie und Musiktherapie.
Systematische Übersichtsarbeiten konnten zeigen, dass verhaltenstherapeutische und psychoedukative Therapiestrategien zu Verbesserungen der Symptome von Autismus Spektrum Störungen, dem Verhalten, den sprachlichen Fähigkeiten, der zwischenmenschlichen Interaktion und des IQ führen. Eine kausale Therapie von Autismus ist nicht möglich.
Die Verhaltenstherapie ist in der Autismustherapie die am besten wissenschaftlich untersuchte Therapieform. Die Applied Behavior Analysis (ABA) ist eine ganzheitlich ausgerichtete Therapieform, die in den 1960er Jahren entwickelt wurde. Intensive verhaltenstherapeutische Programme können die Symptome von Autismus Spektrum Störungen bessern, allerdings ohne Erreichen einer Heilung im Sinne eines „normalen Funktionierens“. Die Studien mit den besten Ergebnissen hatten eine hohe Behandlungsintensität von 30 bis 40 Stunden pro Woche über 2 und mehr Jahre und einen Therapiebeginn vor dem 5. Lebensjahr.
Obwohl angewandte verhaltensmodifizierende Therapiemethoden, verglichen mit anderen Kontrollinterventionen, effektiver sein dürften, ist nicht klar, ob ABA anderen verhaltensorientierten Therapiemethoden überlegen ist. Es gibt wenige Studien, die ABA mit anderen Behandlungsmodellen verglichen haben. Diese Studien, mit großen methodologischen Schwächen, fanden keinen Unterschied in der Wirksamkeit zwischen ABA und TEACCH oder Floortime.
Es ist unklar, welches Kind mit Autismus Spektrum Störung auf welche verhaltenstherapeutische Intervention am besten anspricht und welches Programm empfohlen werden soll. Es bestehen Kontroversen über den Nutzen von ABA bei älteren Kindern und es gibt nur wenige Studien um Empfehlungen für diese Altersgruppe abzugeben.
Ein individuell auf das einzelne Kind zugeschnittenes Programm mit definierten Zielen, die Einbeziehung der Eltern sowie eine hohe Vernetzung von LehrerInnen und TherapeutInnen werden als wesentlich angesehen.